Hannelore Bastian // SKIZZEN
Alltagszeichnerin, seit immer

Jahrgang 1948

Menschen, Orte, Situationen, Details aufspüren, wahrnehmen, hinschauen,

mich vertiefen:
Mit meinem Skizzenbuch,

es kann misslingen, aber egal: Zeichnen macht glücklich!

Marco Völzke // FOTOGRAFIEN
Archipixel Fotografie

Jahrgang 1977
Tiefgründig, Kreativ mit grüner Schleife,  naturverbunden,  Familienmensch,  Fotografie
ist viel mehr als ein Abbild:
"Fotos sind mehr als reine Erinnerung, Fotos sind für
die Seele - meine Seele" 


» masken KULT [ur] « ein Kunstprojekt in einer komischen Zeit, ein Kunstprojekt, das als zeitgeschichtliches Dokument gesehen werden darf, als ein Dokument einer Zeit, in welcher der Abstand, der Anstand und die Maske in den Alltag rücken und die direkten und realen Kontakte ins Virtuelle weichen mussten.

 

Maske, Larve, Theatermaske, rituelle Maske, Schutzmaske… Wir schreiben das Jahr 2020, in dem wir leider die Begrifflichkeit des Mund-Nasen-Schutzes kennen lernen mussten. Eine SchutzMaske, die uns und unsere Mitmenschen vor einem nicht sichtbaren Virus schützt.

 

Sie, die Maske, muss getragen werden im öffentlichen Leben und macht es uns schwer die Gefühlslage unseres Gegenübers zu erkennen. Wir vermissen die Mimik um den Mund und die Lachfalten im Gesicht. Ab und an passiert es, dass das Gegenüber durch die Maske nicht gleich erkannt wird, oder wir von einer bunten Maske positiv erheitert werden und man zwangsläufig in ein kleines Gespräch - mit Abstand! - verwickelt wird.

 

Die » masken KULT [ur] « wurde bewusst nicht im öffentlichen Raum fotografiert und skizziert. Es sollte durch ein improvisiertes Fotostudio in den Räumen des Kunstvereins Schallstadt eine schöne und ruhige Atmosphäre geschaffen werden, in welcher sich der Fotograf und die Teilnehmer:innen wohl fühlen, denn es ist eine große Überwindung, an einem solchen Kunstprojekt teilzunehmen. Auch in dieser besonderen Zeit ist es nicht üblich, dass wir das eigene Gesicht samt Mund-Nasen-Maske auf einem Bild wiederfinden. Man betrachtet sich wohl täglich mit seiner Maske im Spiegel und schaut, ob sie zum Outfit passt oder richtig sitzt - auf einem Foto oder vor einer Kamera ist die Maske auch in Zeiten von Selfie und Co. nicht üblich.

Verwischte Fotografien > Das Ausziehen einer Maske ist sehr individuell. Manchmal erfolgt dies einhändig, manchmal zweihändig. Manchmal schnell, manchmal langsam. Die Grenzen dessen sind fließend und es ist diesen Bildern nicht immer zu entnehmen wer von beiden – Fotograf oder zu porträtierende Person – langsamer oder schneller gewesen ist. Es entstanden so verwischte und geheimnisvolle Bilder, die erst mit einem tieferen, zweiten Blick die Intimität zwischen dem Fotografen und dem Maskenträger:in Preis geben.           

Kreative Skizzen > Eine Skizze ist ein erster schneller Entwurf.  Sie ist meist unfertig, nicht detailliert und macht so dem Betrachtenden ein Angebot, sie mit den eigenen Gedanken in ein fertiges Bild zu verwandeln.

 

Bei den gezeigten Skizzen der Maskenporträts von Hannelore Bastian vermischt sich auf eindrückliche Art und Weise eine Skizze mit einer Zeichnung, vermischt sich der schnelle krakelige Strich mit ausgearbeiteten Details. Die Personen, in Schwarz-Weiß gehalten, bleiben dezent im Hintergrund, lassen aber die jeweilige Person erkennen, oder doch erahnen. Der eigentliche „Star“ dieser Skizzen ist die Maske, getragen in allen erdenklichen Farben, Mustern und vielfältigen Motiven.

 

Das Skizzieren und Zeichnen nach Fotos ist in diesen komischen Tagen für Hannelore Bastian ein kleiner Notbehelf, erzwungen in Zeiten strenger Kontaktbeschränkung. Es fehlt das Gegenüber, der Austausch, das visuell Lebendige, die direkte Begegnung mit Menschen, der Trubel auf Freiburgs kleinen Gassen und wunderbaren Plätzen – sprich: das Skizzieren im öffentlichen Raum. So bleibt zuweilen nur ein kreativer Output anhand von Fotografien.  

Kombiniert: Masken KULT [ur] (2021) mit Freiburger Stadtleben (2020)
Kombiniert: Masken KULT [ur] (2021) mit Freiburger Stadtleben (2020)
Freiburger Stadtleben mit Abstand und Maske (2020)
Freiburger Stadtleben mit Abstand und Maske (2020)

Reale Bilder > Sind Fotografien real? Zeigen sie immer das wahre Abbild? Gerade in Begegnungen mit Maske und ohne Gesichtsmimik eines Menschen ist es nicht immer leicht zu erahnen in welcher Stimmung die jeweilige Person ist. Was verbirgt sich hinter einer bunten, einer weißen, einer auffälligen Maske?

 

„Ist der Mann vor mir in der Einkaufsschlange ein Bartträger oder hat er ein Nasenpiercing?“

„Die ältere Dame hinter mir, trägt sie noch Lippenstift? Wenn ja, welche Farbe?“

 

Solche Fragen hat sich der Fotograf Marco Völzke 2020 sicher gestellt. Wie sehen Personen unter ihrer individuellen Maske aus? Wie verändert eine Maske ein Gesicht – oder nehmen wir eine solche Veränderung nicht wahr? Es ist sehr spannend zu sehen, auf welche Art und Weise eine Maske einen Menschen verändert. Äußerlich verändert. Der Mensch kommuniziert nicht nur mit seiner Sprache. Die Mimik spielt eine wichtige Rolle im Umgang mit Menschen, und in der Kommunikation mit ihnen. Welches Bild setzt sich unser Gehirn zusammen, wenn es mit einem halbverhüllten Gesicht konfrontiert wird? Auch wenn wir dieses Gesicht, diesen Menschen kennen?

 

In diesem FotoKunstProjekt sollten Portraitaufnehmen entstehen, die einen direkten Vergleich der jeweiligen Person mit und ohne Maske zulassen, als zeitgeschichtliches und ortsgebundenes Projekt. Was aber der Fotograf Marco Völzke im Nachgang zu den einzelnen Fotoshootings wahrgenommen hat, ist überraschend: „Die Zeit dazwischen, die Zeit davor und danach, sie waren wichtiger als die Minuten hinter meiner Kamera.“

Wie freuen uns über Ihren Kommentar zum Kunstprojekt » masken KULT [ur] « :

Kommentare: 9
  • #9

    Bettina Frey-Bruzzone (Dienstag, 27 Juli 2021 23:41)

    Bravo für diese Bilder!
    Wie schade, dass ich diese Ausstellung verpasst habe. Ich wohne ich Teningen und erfuhr daher erst später davon durch eine Bekannte in Staufen, da ich mich auch intensiv mit dem Thema Masken beschäftigt hatte.
    Immerhin konnte ich nun Ihre Bilder betrachten, wenn auch nur virtuell - aber das sind wir ja bestens gewohnt seit den Lockdowns... Herzliche Grüße - und weiterhin frohes Schaffen, Bettina Frey-Bruzzone

  • #8

    Nina Elflein (Freitag, 25 Juni 2021 11:32)

    Eine gelungene Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation und wie eindrücklich die Gegenüberstellung der Bilder ist.

    Ich erinnere mich an eine Begrüßung: Ich schaute eine Person an und hörte zu, wie die Einrichtung vorgestellt wurde. Von einer anderen Person war ich irritier, weil sie sich viel bewegte. Erst Augenblicke später verstand ich, dass die Person, die ich anschaute, nicht sprach. Sondern eben jene, die sich zur Sprache bewegte. Ich konnte ja nicht sehen, wer mit mir spricht.

  • #7

    Gisela Pressel (Sonntag, 13 Juni 2021 21:53)

    Ein wichtiges und aufrüttelndes Kunstprojekt! Und wie real in der heutigen Zeit. Masken machen unkenntlich, sie verfremden, verstecken Mimik! Stimmung! Gefühle! Ich kann mir nicht wirklich ein Bild machen! Verhindert Nähe! Ehrlichen Kontakt. Wer bist Du???

  • #6

    Anette (Dienstag, 25 Mai 2021 08:13)

    Sehr anregend dieser etwas andere Blick auf Menschen, Masken, Mimik...

  • #5

    Ulla (Freitag, 07 Mai 2021 11:33)

    verblüffende Veränderungen durch die Maske, spannend.

  • #4

    Wolfgang Schlüter (Mittwoch, 05 Mai 2021 10:26)

    Unbedingt sehens- und nachdenkendswert.

  • #3

    Aurelia (Freitag, 30 April 2021 20:13)

    Ein gelungenes Zeitdokument.

  • #2

    Die Bings (Freitag, 30 April 2021 16:54)

    Sehr schön geworden, richtig ausgefallen!
    Jedenfalls eine tolle Idee und so was von passend zur Pandemie �

  • #1

    Yingjun G. (Freitag, 30 April 2021 10:39)

    Ein inspirierendes Projekt. Dankeschön!