GERTRAUD SALAMON (1923 - 2018) // Zum 100sten - Gedenkausstellung


Die 1923 in Nordböhmen an der heutigen Grenze zwischen Polen und Tschechien geborene und 2018 in Freiburg verstorbene Künstlerin Gertraud Salamon hat in ihrem langen Leben vieles gesehen und unzählige Bilder gesammelt. Aber erst im Alter von 65 Jahren konnte sie damit beginnen, sich ganz der Arbeit an diesen Bildern im eigenen Atelier zu widmen. 

 

Während der Ausbildung zur Kindergärtnerin machte sie im Bunker des Kindergärtnerinnen-Seminars in Eisenach, in dem sie 1940 als Siebzehnjährige während eines Fliegeralarms in einer Kartoffelkiste sitzend zeichnete, die Seminarleiterin auf ihre künstlerische Begabung aufmerksam. Deren Ratschlag, unbedingt Kunst zu studieren, überzeugte Gertraud Salamon und die Bewerbung an der Weimarer Kunsthochschule war tatsächlich erfolgreich. So konnte sie dort 1943/44 zunächst 3 Semester beim Tierzeichner Walter Klemm studieren, später ab 1947 5 Semester beim Bildhauer Professor Schorer an der Kunstakademie Nürnberg. Dazwischen liegen ein Jahr Reichsarbeitsdienst auf dem Bauernhof ihrer Kindheit nahe der Dorfschule, in der sie als Tochter des Dorfschullehrers und seiner Frau in größter Enge und Einfachheit aufgewachsen war, 6 Monate Zwangsarbeit in einer Molkerei nach der Besetzung durch die Rote Armee und die Flucht aus dem „Sudetenland“ nach Nürnberg, wohin es die Familie schon vorher geschafft hatte.

 

All dies ruhte aber zunächst Jahrzehnte in ihr, während sie sich in sozialen Berufen der Unterstützung und Ausbildung unterschiedlichster Menschen widmete. Mit dem Beginn der Rente begann erst ihr Leben als Künstlerin, zu dem die Gedenkausstellung im Kunstverein Schallstadt einen Überblick geben möchte. Die Handzeichnung zum „Kohelet“-Thema steht nur für eines der vielen Medien, die sie beherrschte. Aber es zeigt stellvertretend, wie sie zu unterschiedlichsten Themen innere Bilder in eine gestalterische Form brachte. Dieser alttestamentarische Name eines der Bücher der Weisheit wird in der Bibel auch als Eigenname verwendet und ist als solcher ein Partizip Femininum zum Verb „sammeln“. Kohelet steht also auch als Selbstbild für die Sammelnde aus Göhe/Háj in Nordböhmen.